Erst während meiner ersten Schwangerschaft begann ich, Seetangsuppe für mich selbst zu kochen. Ich wusste, dass Algen reich an Jod sind, und dass gerade Schwangere einen erhöhten Bedarf daran haben. Nach der Geburt kümmerte sich dann meine Mutter liebevoll um mich und versorgte mich wochenlang nach koreanischer Tradition mit Seetangsuppe. Über zwei bis drei Wochen aß ich fast täglich die Suppe, immer mit Reis und verschiedenen Beilagen. Natürlich habe ich mich irgendwann auf Abwechslung gefreut, aber es war nie so, dass ich die Suppe nicht mehr sehen konnte – im Gegenteil, sie gehört bis heute zu meinen absoluten Lieblingsgerichten.
Als ich meiner Freundin und Hebamme von der koreanischen Tradition erzählte, frisch gebackene Mütter mit Seetangsuppe zu stärken, war sie begeistert. „Egal, was ihr macht, ihr macht es richtig!“, sagte sie. Sie meinte damit die anderen asiatischen Frauen, die sie schon durch das Wochenbett begleitet hatte, und ergänzte: „Ob Seetangsuppe oder Knochenbrühe – egal. Ihr habt immer genug Milch!“ Das brachte mich zum Nachdenken. „Ich verstehe gar nicht, warum es solche gesunden, schmackhaften Suppen hier in Deutschland nicht gibt“, sagte ich zu ihr, worauf sie sofort meinte: „Dann bring sie doch auf den Markt!“
Das war vor acht Jahren. Damals erschien mir das unmöglich. Nach dem ersten Kind kam bald das zweite, und das Leben als junge Familie hielt uns ganz schön auf Trab. Doch dann kam Corona. Plötzlich war ich von heute auf morgen im Homeoffice und unsere Kinder, die damals erst eins und drei Jahre alt waren, konnten nicht mehr in die Kita. Wie für viele Menschen war diese Zeit des Lockdowns für mich eine Herausforderung. Neben der Kinderbetreuung musste ich für meine Firma arbeiten, wenn auch in Kurzarbeit. Diese Zeit brachte mich dazu, vieles zu überdenken und mich zu fragen, was ich beruflich und privat noch erreichen möchte. Und trotz des anstrengenden Alltags verspürte ich den Wunsch nach einer neuen Herausforderung.
Die Idee der Seetangsuppe kam zurück und an Weihnachten 2020 – das erste und vielleicht für viele auch einsamste Weihnachten während der Pandemie – entschied ich mich, es zu versuchen und die koreanische Seetangsuppe auf den Markt zu bringen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich da vorgehen sollte, aber ich wusste, dass ich es zumindest versuchen musste. Ab da ging es Schritt für Schritt weiter ...